Babyklappe extra fürs Oberland?

Seit Oktober gibt es in Bern eine Babyklappe. Für Grossrat Thomas Fuchs und Thuner Politiker reicht das nicht. Sie kämpfen für ein zweites Babyfenster im Oberland.

Zwei Mal passierte es im Berner Oberland. Und beide Male in einer Coop-Filiale. Im Oktober 2005 wurde in Steffisburg im Coop ein Neugeborenes in einem Einkaufswagen gefunden. Acht Jahre später, im vergangenen Juli, wurde erneut ein Baby gefunden: Diesmal in der Invalidentoilette im Einkaufszentrum Coop Strättligen. Dazwischen wurde ein Säugling auf einem Entsorgungshof tot aufgefunden – ebenfalls im Berner Oberland, in der Gemeinde Wimmis. Die Häufung der Fälle im Oberland dürfte Zufall sein – und doch regten sie viele zum Nachdenken an. Auch SVP-Grossrat Thomas Fuchs. Seine Forderung, im Kanton Bern sei ein Babyfenster einzurichten, wurde vor genau einem Jahr vom Kantonsparlament angenommen.

Das Oberland im Fokus

Nachdem die Lindenhofgruppe im Oktober überraschend in Eigenregie und finanziert durch die christliche Stiftung Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind, ein Babyfenster am Rand ihres Spitalareals in der Stadt Bern installiert hatte, schien die Forderung erfüllt zu sein. Nicht aber für Grossrat Thomas Fuchs. Und auch nicht für einzelne Lokalpolitiker aus dem Berner Oberland. Fuchs ist zwar zufrieden, dass es «nun überhaupt ein Babyfenster gibt im Kanton Bern». Er will aber seine Forderung, wonach der Kanton selber ein Babyfenster einrichten soll, vorläufig aufrechterhalten. «Am ehesten käme wohl eines im Berner Oberland infrage.»

Auch Thuner wollen eine Klappe

Reto Vannini, BDP-Stadtrat in Thun, reichte im vergangenen September, also noch vor Bekanntwerden des Lindenhof-Babyfensters, zusammen mit seiner Fraktion im Stadtparlament ein Postulat für ein Babyfenster am Spital Thun ein. «Wenn der Aufwand nicht zu gross ist, sehe ich nicht ein, weshalb man nun nicht doch noch ein zweites Babyfenster im Kanton Bern einrichten könnte», erklärt Vannini. An seinem Vorstoss will der BDP-Stadtrat festhalten, er wurde im Parlament aber noch nicht diskutiert.

Bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland AG (STS) hat man sich bisher «nur am Rand» mit einem möglichen Babyfenster befasst, wie Mediensprecherin Marie-Anne Perrot sagt. Dies nach Auffinden des Säuglings in der Thuner Coop-Filiale. Tiefer mit der Thematik auseinandersetzen würde sich die STS AG dann, wenn seitens des Kantons ein Auftrag zur Errichtung eines Babyfensters käme.

Fuchs prüft Finanzierung

Die Spitalgruppe Frutigen-Meiringen-Interlaken wurde schon «mehrfach angefragt», ob sie nicht eine Babyklappe einrichten wolle, wie Urs Gehrig, Vorsitzender der Geschäftsleitung sagt. «Wir sind nicht à priori dagegen, bei uns steht ein Babyfenster aber nicht zuoberst auf der Traktandenliste.» Es sei denn, seitens des Kantons käme ein entsprechender Auftrag. In vier, fünf Jahren stehe ein grösserer Umbau des Spitals in Interlaken an – «allenfalls fände ein Babyfenster im Neubau Platz». In beiden Spitalgruppen verweisen die Verantwortlichen zudem auf die Frage der Finanzierung eines solchen Babyfensters, welche geregelt werden müsste.

Fuchs selber hat bereits mit der Stiftung Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK) Kontakt aufgenommen, um zu erfahren, ob diese bereit wäre, ein zweites Fenster im Kanton Bern zu finanzieren. Dominik Müggler von der SHMK bestätigt den Kontakt und hält fest, dass die Stiftung tatsächlich bereit wäre, ein zweites Fenster zu unterstützen. Bedingung sei aber, dass ein Mindestabstand von 40 Kilometer zu den bereits bestehenden Babyfenstern eingehalten werde. Aber: «Andere Regionen in der Schweiz, in welchen es noch kein Babyfenster gibt, haben zurzeit Vorrang.»

Auch der Kanton schaltet sich nun ein. Man wolle mit Thomas Fuchs das Gespräch suchen, um über die Erfüllung seiner Forderung zu diskutieren, heisst es bei der zuständigen Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion.

Quelle: Mireille Guggenbühler

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