Joder meldet sich im Kampf um SVP-Ständeratskandidatur zurück

In der Berner SVP wird heftig darüber diskutiert, mit wem die Partei in den Ständeratswahlkampf steigen soll. Rudolf Joder ist keineswegs abgeschrieben.

Wenn sich die SVP Kanton Bern heute Abend in Belp zur Delegiertenversammlung trifft, sind die nationalen Wahlen 2015 offiziell noch kein Thema – traktandiert ist dazu nichts. An den Tischen dürften die Wahlen dennoch viel zu reden geben. Innerhalb der Partei wird derzeit heftig darüber diskutiert, ob man mit einer oder zwei Listen in den Nationalratswahlkampf steigen soll. ­Zudem sorgt die Frage, wer für den Ständerat kandidieren soll, für Zündstoff. Bislang gibt es zwei Kandidaten: Nationalrat Rudolf Joder und Kantonalpräsident Werner Salzmann.

Vor den Sommerferien schien es, 
als wäre Joder schon frühzeitig auf dem ­Abstellgleis gelandet. Die anderen SVP-­Nationalräte hatten sich allesamt für eine Kandidatur von Salzmann ausgesprochen. Aufgrund einer parteiinternen Amtszeitbeschränkung wurde auch infrage gestellt, ob Joder überhaupt 
für den Ständerat antreten darf. Zudem schlich sich in der Mitteilung, in der ­Joder seine Kandidatur ankündigte, 
ein Fehler ein. Er behauptete, er sei bereits von der SVP Mittelland-Süd nominiert worden. Kurz darauf musste er dies ­relativieren.

Knutti weibelt für Joder
Unterdessen steht Joder deutlich besser da. Letzte Woche wurde er doch noch offiziell von der SVP Mittelland-Süd nominiert. Er kann auf die Unterstützung der Jungen SVP zählen, im Oberland haben sich vier Ortssektionen für ihn ausgesprochen, und es zeichnet sich ab, dass er auch von der Oberaargauer SVP Sukkurs erhalten wird. Zudem gibt es ein Unterstützungskomitee, das im Hintergrund bereits mit einem Argumentarium für Joder wirbt.

Über ein halbes Dutzend Grossrätinnen und Grossräte könnten dem Komitee in ein paar Tagen angehören. Als ehemaliger Kantonal­präsident hat Joder immer noch einen grossen Rückhalt in der Partei. Er kann bei den Landwirtschaftsvertretern punkten. Auch sein Engagement für die Spitalstandortinitiative hilft ihm. «Die Aussage, dass Salzmann haushoher Favorit sei, ist gewagt. Die Suppe ist noch nicht gegessen», sagt der Emmentaler Grossrat Fritz Reber, der sich noch nicht auf einen Kandidaten festgelegt hat.

In der parteiinternen Ausmarchung geht es aber um weitaus mehr, als nur um Köpfe. «Die Fronten verlaufen nicht entlang der mir bekannten Linien», sagt der Stadtberner Grossrat Erich Hess. «­Jeder eruiert, was für ihn am besten ist», sagt Kollege Thomas Fuchs. Was er damit meint, verdeutlicht der Oberländer Grossrat Thomas Knutti, der zu den treibenden Kräften im Joder-Lager gehört. «Gegenüber den anderen Nationalratskandidaten ist es ungerecht, wenn Salzmann sowohl für den National- als auch für den Ständerat kandidiert. Er hat dadurch 100 Meter Vorsprung», sagt Knutti. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass Salzmann im Falle einer Doppelkandidatur den Sprung in den Nationalrat mit Sicherheit schaffen wird.

Letztendlich stehen Joder und Salzmann für unterschiedliche Wahlkampfstrategien. Joder etwa hat signalisiert, dass er sofort aus dem Nationalrat ­zurücktreten würde, wenn er offizieller SVP-Ständeratskandidat wäre. Auch Hansruedi Wandfluh zieht einen vorzeitigen Rücktritt in Betracht. Somit könnten möglicherweise noch vor den Wahlen zwei Neue in den Nationalrat nachrutschen. Einer davon wäre Salzmann, der bei den letzten Wahlen den zweiten Ersatzplatz belegt hat. Es gibt denn auch SVP-Exponenten, die Salzmann lieber als Bisherigen in den Wahlkampf schicken möchten und daher bei der Ständeratsausmarchung für Joder sind.

Salzmann als «Zugpferd»
Albert Rösti, Nationalrat und SVP-Wahlkampfleiter Deutschschweiz, stellt sich nach wie vor hinter Salzmann. Er räumt zwar ein, dass die Nomination «kein Spaziergang» wird. Es sei zu erwarten gewesen, dass Joder seine Leute mobilisieren werde. Dennoch sieht er Salzmann weiterhin in der Poleposition. «Wir möchten mit dem Präsidenten als Zugpferd in die Wahlen steigen», so Rösti.

Viele SVPler haben sich indes noch nicht auf einen Kandidaten festgelegt, zumal es noch die eine oder andere Unbekannte gibt. Beispielsweise ist offen, ob allenfalls ein dritter Kandidat ins Rennen steigen wird. Hinzu kommt, dass die bisherigen Ständeräte noch nicht bekannt gegeben haben, ob sie wieder antreten werden. Die Berner SVP wird ihren Ständeratskandidaten am 22. Oktober küren. Die Parteileitung geht davon aus, dass viele der total 660 Delegierten anwesend sein werden. Daher wird die Versammlung vorsorglich von Lyss nach Unterlangen­egg verlegt, wo ein grösserer Saal zur Verfügung steht.

Quelle: Adrian Schmid, Der Bund

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