«Es riecht nach schlechtem Gewissen»

Die Idee, 2016 im Berner Stadtteil Bümpliz-Bethlehem ein Stadtfest zu veranstalten, stösst im Quartier teilweise auf Skepsis. Die Kritiker glauben, die Stadt habe es sich mit dem Quartier verscherzt und finden das Fest «unnötig». Im Stadtrat hätte das Anliegen Chancen.

Vielleicht mit einem Flohmarkt oder mit einem Brunch zu Handorgelmusik, vielleicht mit einem abendlichen Rap-Konzert: So oder ähnlich könnte der Auftakt des Stadtfests 2016 aussehen, das sich Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) seit Jahren wünscht. Das Fest soll in zwei Jahren zwischen den Sommer- und Herbstferien in Bümpliz und Bethlehem stattfinden – aus Anlass des 1000-jährigen Bestehens des Stadtteils.

Noch ist das Konzept nicht fertig ausgearbeitet, es soll aber laut Tschäppät «spätestens im Herbst» dem Stadtrat unterbreitet werden, der vor gut einem Jahr ein interfraktionelles Postulat zum Thema Stadtfest für erheblich ­erklärt hatte. «Möglich wäre, eine Brücke zur Innenstadt zu schlagen. Denkbar wäre auch, dass man Synergien der Bümplizer Chilbi nutzt», sagt Tschäppät. Diese findet jährlich statt – sie startet nächsten Montag. Klar ist auch, dass der Eintritt frei sein soll. Der Stadtrat wird den Kredit für das Fest absegnen müssen – es wird die Stadt wohl gegen 500’000 Franken kosten.

Das letzte grosse Stadtfest fand im Juni 1991 statt, als die Stadt Bern ihr 800-jähriges Bestehen feierte. 2011 scheiterte der Vorschlag, das Jubiläum der Bärenhaltung zum Anlass eines Stadtfests im Jahr 2013 zu nehmen.

Fuchs ist nicht in Festlaune

Die Stadt hat bereits erste Gespräche mit den Ansprechpartnern aus dem entsprechenden Quartier geführt. Dort ist man sich allerdings nicht einig darüber, ob man so ein Fest überhaupt möchte.

Bernardo Albisetti, Präsident der Quartierkommission Bümpliz-Bethlehem (QBB), findet es schlicht «unnötig». Ein Bernfest müsse regionale Ausstrahlung haben und gehöre in die Innenstadt. «Bümpliz soll man Bümpliz sein lassen: ein Aussenquartier», sagt er. Zudem habe man im Zusammenhang mit der Abstimmung über die Errichtung einer Zone für Wohnexperimente von Gräben gesprochen zwischen den anderen Stadtteilen und Bern-West – weil sich die Bewohner von Bümpliz-Bethlehem mehrheitlich gegen das Vorhaben ausgesprochen hatten. «Es riecht ein bisschen nach schlechtem Gewissen. Jetzt möchte man die Gräben wieder zuschütten.» Wenn sich aber die Bümplizer Vereine dafür erwärmen könnten, dann werde er den Entscheid mittragen.

Ähnlich sieht es Thomas Fuchs von der SVP Bümpliz. Bümpliz sei «nicht unbedingt in Feststimmung», sagt er auf Anfrage. Mit den Plänen, eine Zone für Wohnexperimente in Riedbach einzurichten, haben sich Vertreter dieses stadtkritischen Lagers bestätigt gesehen. «Nach dem Volksentscheid sind viele in Bümpliz sauer auf die Stadt», sagt Fuchs. Deshalb sei fraglich, ob für die Organisation überhaupt genügend Leute mobilisiert werden könnten. Auch wo ein solches grosses Fest durchgeführt werden könnte, ist für Fuchs ungeklärt. «Bümpliz hat keinen Ort wie den Bundesplatz», sagt er. Wolle der Gemeinderat die Quartiere fördern, solle er besser ­Anlässe unterstützen, die seit Jahren gut funktionierten, etwa die Chilbi. Aus dem Quartier kommen aber auch positive Stimmen. Margrith Beyeler, Präsidentin vom Verein Westkreis 6, ist «begeistert von der Idee.» An der Hauptversammlung im Frühling sei man beauftragt worden, «an der Sache dran zu bleiben». Die Abstimmung zur Wohnzone habe überhaupt nichts damit zu tun. «Man sollte die Dinge nicht vermischen.» Das Stadtfest könne Leute aus allen Quartieren und den umliegenden Gemeinden zusammenbringen, vom Verein Bümplizer Chilbi sei bereits eine Spende eingegangen.

Gute Chancen im Stadtparlament

Finden die Pläne im Quartier letztlich Anklang, stehen die Chancen gut, dass auch der Stadtrat grünes Licht gibt. Für SP-Stadtrat Thomas Göttin ist klar, dass das Parlament ein Stadtfest will. Göttin hatte sich mit Vertretern der GLP, GB/Ja, SVP, FDP und GFL/EVP mit zwei Vorstössen sowohl für ein Fest im Zeichen der Brücken als auch die Idee einer ­Jubiläumsfeier für das Quartier Bümpliz-Bethlehem eingesetzt. Tschäppät folge nun diesen Vorschlägen. «Wir ­haben dem Gemeinderat für den zweiten Anlauf bewusst Handlungsspielraum gegeben, diese Ideen zu kombinieren», sagt Göttin auf Anfrage. Auch FDP-Fraktionspräsident Bernhard Eicher unterstützte die Eingaben und sieht die ­Ankündigung für ein Fest in Bümpliz als eine gute Neuigkeit. Für die FDP darf ein Stadtfest die Stadt allerdings nichts kosten. Ein Stadtfest müsse auf privater ­Basis finanziert werden, sagt Eicher.

Stadtpräsident Tschäppät ist zuversichtlich, dass der Stadtrat das neue Konzept gutheissen wird. «Ich wüsste nicht, was dagegen spräche.»

Quelle: Janina Gehrig, Matthias Raaflaub / Der Bund

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