Bergrennen punktet mit Boliden statt Boxenludern

Boxenluder oder Luxus stehlen am Bergrennen Gurnigel den Motorsportlern nicht die Schau. Trotzdem schwingt dank lokaler Politprominenz im Zielraum zumindest ein Hauch von Glamour mit.

Im Zielraum sieht man die Boliden in die Sperrzone brausen. Motorenraunen, Speaker-Kommentare aus den Lautsprechern und das Rotieren eines Helikopters über dem Gelände vermischen sich zu einer Klangwolke. Hier finden sich die Ziellinie der 3,7 Kilometer langen Strecke und die Zeitmessung. Weiter stehen ein Ambulanz- und ein Abschleppfahrzeug bereit. Beim Eingang zum Hotel-Restaurant Gurnigelbad fallen einem die Fahrer in ihren farbigen Overalls auf. Die Motorsportler tauschen sich aus oder schlendern zum Zelt, in dem die Anschlagbretter und ein Bildschirm die Resultate verkünden.

Lokalpolitiker statt Luxus und Boxenluder
Nach wenigen Minuten im Zielraum ist klar: Leicht bekleidete Frauen, wie man sie von Formel-1-Übertragungen her kennt, schmiegen sich anderswo an die Fahrer. Auch der Luxus à la Monaco fehlt. OK-Vize Theo Bertschi, der dem Journalisten in der Gaststube Auskunft gibt, winkt lachend ab: «Boxenluder finden sich – wenn überhaupt – höchstens beim Start.»

Aber auch das Bergrennen Gurnigel hat eine Prise Prominenz: Zuerst schreiten die Grossräte Erich Hess und Thomas Fuchs durch die Türe der Gaststube, auch Nationalrat Christian Wasserfallen ist auf dem Gurnigel anzutreffen. «Mir gefällt dieser familiäre Anlass, es ist nicht so geschniegelt wie in der Formel 1», erklärt Wasserfallen, der seit 15 Jahren regelmässig ans Bergrennen pilgert. Insgesamt werden 130 Personen für den VIP-Apéro erwartet.

Neben der Terrasse des Hotel-Restaurants Gurnigelbad, auf der Besucher beim Essen und Trinken neue Kräfte tanken, geht es hinunter zum Zelt des Berner Motorsportclubs Equipe Bernoise, der für seine 450 Mitglieder eine Tribüne mit Sicht auf die Schlusskurve aufgebaut hat. Die Masse der Menschen im Zielraum verfolgt das Rennen auf der Wiese unterhalb.

Suppe mit Spatz statt Kaviar und Schampus
Die Gäste, darunter Sponsoren, Branchenvertreter, Behördenmitglieder und andere, haben sich im VIP-Zelt ein Glas Wein oder Orangensaft genehmigt. Dem Brauch entsprechend tischt Ursula Beyeler, die das Hotel-Restaurant Gurnigelbad seit Mai führt, nicht Kaviar, sondern die aus dem Militär bekannte Spatz-Suppe auf. Für die Wirtin ist der Anlass ein Highlight, für das sie ihr Team kurzfristig auf 21 Leute erhöht hat. «Trotz schwierigem Wetter ist der Betrieb gut gestartet und befindet sich auf einem guten Weg», sagt Ursula Beyeler.

Gurnigel. Schweizer Berg-Meisterschaft. Gruppe N/ISN bis 1600 ccm: 1. Patrick Hügli (Enggistein), Peugeot 106 GTI, 4:52,99. – Gruppe A/ISA bis 1600 ccm: 1. Thomas Gerber (Seftigen), Honda Civic, 4:50,61. – Gruppe GT: 1. Nicolas Bührer (Biel), Porsche 997 GT3, 4:15,14. – Gruppe IS bis 1600 ccm: 1. Christoph Mattmüller (Bolligen), VW Scirocco, 4:13,31. – Gruppe E1 bis 1400 ccm: 1. Beat Rohr (Oberhofen), Audi 50, 4:21,99. – Bis 1600 ccm: 1. Martin Bürki (Uetendorf), VW Polo, 4:08,38. – Bis 4000 ccm: 1. Ronnie Bratschi (Seedorf), Mitsubishi Evo VIII, 3:53,84. – Rennsportwagen. Gruppe E2/SC über 2000 ccm: 1. Marcel Steiner (Oberdiessbach), Martini Mk77-BMW, 3:38,88. – Gruppe E2/SS bis 2000 ccm: 1. Christian Balmer (Wilderswil), Tatuus-Honda, 3:40,29.

Quelle: Simon Zurbrügg, Berner Zeitung

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